In Kirchberg steht die größte und älteste Kirche, die Pfarrkirche St. Stephan, die seit rund 210 Jahren auch Wallfahrtskirche „Maria Trost“ heißt.
Gottesdienste in der Wallfahrtskirche
Samstags 19 Uhr (Winter 18 Uhr) Sonntags 9:30 Uhr
Marienandacht (Mai und Oktober)
Sonn- und Feiertag 19 Uhr
Anmeldungen von Wallfahrten und nähere Informationen:
Kath. Pfarramt
Kirchenplatz 2
3470 Kirchberg am Wagram
Tel.: +43 2279 2289
Fax: +43 2279 2289 19
Mail: pfarre.kirchberg@katholischekirche.at
Web: www.pfarrverbandkirchbergamwagram.at
Geschichte
Am 5. Juli 1014 vermachte Kaiser Heinrich II. dem Passauer Bischof Berengar je eine Königshufe zur Errichtung einer Pfarrkirche und eines Priesterhauses in Krems, Herzogenburg, Tulln, Stockerau und „Sigema - reswert".
Sigemareswert ist identisch mit dem heutigen Ort Altenwörth. Ob die Kirche in Altenwörth errichtet wurde oder gleich in Kirchberg oder ob sie wegen des häufigen Donauhochwassers erst später auf den Wagram verlegt wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Spätestens 1147 befand sie sich jedenfalls dort. Sie wurde als „St. Stephan ad Wachrain" bezeichnet. Der hl. Stephanus ist bis heute der Patron der Pfarre Kirchberg. Dieses Patrozinium beweist, dass es sich um eine Passauer Gründung handelt, denn die dortige Bischofskirche ist ebenfalls dem hl. Stephanus geweiht.
Die Baugeschichte
Romanik
Aus der Zeit der Gründung stammt der im Kern romanische Priesterchor. 1954 wurde die dazugehörende romanische Unterkirche nach Hebung einer Grabplatte vermessen: 8,23 m lang, 6,71 m breit, 3,50 m hoch. Der Raum wurde im September 2000 von den dort gesammelten Gebeinen befreit, die in einem Grab im neuen Friedhof beerdigt wurden.
Gotik
Weil die romanische Kirche zu klein war, wurde um 1400 eine gotische Kirche gebaut, ihre Ausmaße entsprechen der heutigen Größe der Kirche: 46,50 m Länge und 18 m Breite, Turmhöhe ebenfalls 46,50 m. Zeugen des gotischen Baues sind die Strebepfeiler an der Außenmauer, vermauerte gotische Fenster, der gotische Eingang am Hauptportal an der Westseite, vermauerte gotische Säulen am Kanzelaufgang und deutliche Zeichen des Umbaus am Gewölbe.
Die gute finanzielle Ausstattung der Pfarre und die großen Besitzungen der Passauer Domherren erlaubten es, die Kirche im 18. Jahrhundert in eine Barockkirche umgestalten zu lassen.
Die Entstehung der Wallfahrt
1679 wurde die vom Handelsmann Christoph Beer für die heiß ersehnte Geburt eines Sohnes gelobte Mariensäule auf dem Weg von Kirchberg nach Mitterstockstall errichtet. Als Dank für die Heilung aus schwerer Krankheit ließ dann der Bauer Lorenz Hock die Säule ummauern und überdachen. So entstand eine kleine Kapelle um die wundertätige Statue. Anfangs des Jahres 1787, in der Regierungszeit Kaiser Josephs II., wurde die Maria-Trost-Kirche als „überflüssige" Nebenkirche gesperrt und entweiht. Die Gnadenstatue und Teile ihres Inventars kamen in die Kirchberger Pfarrkirche. Trotz der josephineschen Beschränkungen des Wallfahrtswesens wird 1823 schon wieder von wöchentlichen Prozessionen, vor allem im Sommer, berichtet. Damit übernahm die Pfarrkirche St. Stephan auch die Funktion einer Wallfahrtskirche.
Die Wallfahrt heute
In den letzten Jahren ist die Wallfahrt nach Maria Trost am Wagram wieder im Aufwind. Die Pfarr- und Dekanatsveranstaltungen werden mit Wallfahrten zur „Ursprungskapelle" verbunden. Diese Ursprungskapelle ist 1835 zur Erinnerung an den Ursprung der Wallfahrt (1679) am Ort der ehemaligen Wallfahrtskirche von dem Kirchberger Handelsmann Ignaz Berger errichtet worden.
Ausstattung
Die Umwandlung der gotischen in eine Barockkirche vollzog sich am Beginn des 18. Jahrhunderts. Die Künstlerfamilie der Carlone zeichnet dafür verantwortlich.
Hochaltar
Carlo Carlone schuf 1712 das Hochaltarbild: die Steinigung des Stephanus. Es stellt die Vision des hl. Märtyrers Stephanus dar, der in seinem Sterben den Himmel offen und Christus auf den Wolken kommen sieht. Über ihm schwebt der Hl. Geist in Gestalt einer Taube. Darüber, im runden Bild, Gottvater von Engeln getragen. Alle Aufbauten des Altars sind aus marmoriertem Holz.
Hinter dem Tabernakel steht auf der ursprünglichen Steinsäule die Wallfahrtsstatue der Gottesmutter. Sie stammt aus der 1787 aufgehobenen Wallfahrtskirche Maria Trost. Im Presbyterium sind über den Ratsstühlen zwei Bilder zu sehen: auf der linken Seite der hl. Florian, gegenüber der hl. Wendelin, ein Tierpatron. Deren Maler ist Martin Johann Schmidt, genannt der „Kremser Schmidt“.
Herz-Jesu-Altar
Er steht unter dem Turm auf der Nordseite. Die Statue verdeckt eine leere Wand, auf der früher das Bild des hl. Antonius von Padua zu sehen war. Die Statuen rechts und links stellen den hl. Franz von Assisi und die hl. Klara dar.
Marienaltar
Er befindet sich an der Nordwand und zeigt die Unbefleckte Empfängnis. Das Bild ist signiert von Martin Johann Schmidt. Das Bild ist flankiert von zwei heiligen Gestalten: links die hl. Barbara, auf der rechten Seile die hl. Katharina von Alexandrien.
Anna- oder Rosenkranzaltar
An der Mensa, in der Mitte, ist die hl. Anna mit ihrer kleinen Tochter Maria zu sehen. Auf der gewundenen Holzsäule steht eine Madonna, eine Holzfigur aus der Barockzeit. Bis 1978 stand hier die oben erwähnte spätgotische Madonna aus 1420, die sich heute im Diözesanmuseum befindet. Dafür bekam die Pfarre eine Kopie, die 1980 gestohlen wurde.Zwei große Steinfiguren umranden den Altar: links der hl. Dominikus, der Gründer des Dominikanerordens. Auf der rechten Seite ist die hl. Katharina von Siena dargestellt.
Rosalia-Altar
Ein Barockmaler aus der Gegend von Melk hat das Bild geschaffen. Die hl. Rosalia gilt als Patronin der Ärzte. Deshalb ist das Bild flankiert von den Statuen der hl. Ärzte Cosmas und Damian.
Josefsaltar
Hier ist die Hl. Familie dargestellt. Bildthema: „Ruhe auf der Flucht". Das spätbarocke Werk stammt, so meinen viele, von Franz Anton Maulpertsch und entstand zwischen 1770 und 1790. Die Eltern der Gottesmutter, Anna und Joachim, sind dem Bild zur Seite gestellt - eine Holzarbeit von Diego Carlone.
Taufaltar
Er steht in der ehemaligen Taufkapelle. Dargestellt ist die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer am Jordan. An der Wand befindet sich ein schön geschnitztes barockes Kruzifix. Das Taufbecken aus rotem Marmor steht jetzt unter der Kanzel am Beginn des Presbyteriums. Die Tauffeiern finden heute inmitten der Kirche statt.
Kanzel
Sehr schöne Werke des Barockkünstlers Diego Carlone sind die Kanzel und die gegenüberliegende Blindkanzel. Am Kanzeldeckel sind mit drei großen Frauengestalten die drei Ämter der Kirche dargestellt: das Lehramt, das Priesteramt und das Hirtenamt. Sie zeigen die eigentliche Aufgabe der Kirche, den Menschen Glauben, Hoffnung und Liebe zu vermitteln.
Blindkanzel
Auf der sogenannten Blindkanzel gegenüber sind Martyrium und Verherrlichung des hl. Johannes Nepomuk dargestellt.
Orgel
Der Orgelchor wurde beim barocken Umbau 1710-1725 über alle drei Kirchenschiffe gezogen. Die schöne Barockorgel schuf 1781 der berühmte Kremser Orgelbaumeister Ignaz Gatto. Sie gehört zu den schönsten und wertvollsten Barockorgeln des Weinviertels.
Windfang
Beim nördlichen Kircheneingang grüßen zwei herrliche Barockfiguren die Kirchenbesucher. Es sind der hl. Leopold mit seiner Stiftung Klosterneuburg auf dem Arm und gegenüber der hl. Karl Borromäus, Bischof von Mailand, Pestpatron. Beide Figuren sind jeweils aus einem Stück Lindenholz geschnitzt.
Die Gatto Orgel
,,Dieses werg hatt gemacht Josebhf gatto Orgel Macher
in Crembs seines alter mit 37 Jhr und
ist auf gesetzet worden als den 28. Mey
in Jahr 1787 und Ver ferdig worden."
Voll Stolz, hat sich der Erbauer der Kirchberger Orgel, Joseph Gatto d. Ä, auf einem kleinen Zettel in der Windlade des Werkes verewigt. Nach Abschluss der Restaurierung präsentiert sich die Orgel wieder als das, was sie immer schon war: eines der prächtigsten barocken Instrumente des Landes. Vergleichbare Orgelwerke sind außer in den wohlhabenden Stiften und Klöstern - auch in der weiteren Umgebung Kirchbergs wohl nicht zu finden. Die Schauseite der Orgel nimmt dem Betrachter durch ihren monumentalen Entwurf ebenso gefangen wie durch die künstlerisch feine Abstimmung ihrer Proportionen im Detail. In der äußeren Gestaltung kombiniert das Instrument die wuchtige Großzügigkeit einer hochbarocken Anlage mit den feinen Details des beginnenden Rokoko und bildet so eines der repräsentativsten Zeugnisse der Kremser Orgelbautradition.
In klanglicher Hinsicht entspricht das Instrument dem Typ der so genannten süddeutsch-österreichischen Barockorgel. Die drei Gehäusekästen spiegeln klar die Aufteilung in Hauptwerk, Pedalwerk und Positiv wieder.
Nach der abgeschlossenen Restaurierung 1994 ist es wieder möglich, dass das Kirchberger Instrument Joseph Gattos optisch, wie klanglich, seiner kulturhistorischen Bedeutung wieder gerecht wird.