Erweiterung bereits fix: Im Oktober startet kinderärztliche Versorgung
Am Samstag, 15. Juli, hatte das Tullnerfeld allen Grund zum Feiern. Das PVZ Tullnerfeld ist eine von drei Primärversorgungseinheiten (PVE), die mit Monatsbeginn in Niederösterreich ihre Pforten öffneten. Zum Tag der offenen Tür haben sich viele prominente Gäste angesagt, die die Bedeutung des neuen Zentrums für die Region und die Versorgung der Patientinnen und Patienten herausstrichen. Auch die Bevölkerung nutzte die Gelegenheit, das neu errichtete Gesundheitszentrum zu entdecken. Im Oktober wird bereits ausgebaut: Dann kommen drei Kinderärztinnen und Kinderärzte hinzu.
Nach zwei Wochen Betrieb hat das neue PVZ Tullnerfeld seine Feuertaufe schon längst bestanden. Sechs Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner sowie Fachkräfte aus sechs Gesundheitsberufen und Sozialarbeit kümmern sich mit dem fachkundigen Ordinationsteam im Neubau direkt am Bahnhof Tullnerfeld um die täglich wachsende Schar an Patientinnen und Patienten.
Unverzichtbarer Schritt, regionale Erfolgsgeschichte
„Der flächendeckende Ausbau der Primärversorgung in Österreich ist ein unverzichtbarer Schritt, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung auch in den kommenden Jahren zu gewährleisten. Die Eröffnung des PVZ Tullnerfeld ist ein Gewinn für die gesamte Region. Patientinnen und Patienten sowie medizinisches Personal profitieren gleichermaßen von den ausgedehnten Öffnungszeiten und dem multidisziplinären Team“, erklärt Gesundheitsminister Johannes Rauch.
„Mit dem neuen Primärversorgungszentrum wird nicht nur die ärztliche Versorgung für die Bewohnerinnen und Bewohner des Tullnerfelds gestärkt, sondern die neue Einrichtung setzt die Entwicklung des Bahnhofs Tullnerfeld von einem Verkehrsknotenpunkt zu einem regionalen Zentrum fort. Diese Erfolgsgeschichte ist keine Selbstverständlichkeit, sondern sie ist dem Weitblick der Verantwortlichen in den umliegenden Gemeinden und des Landes Niederösterreich zu verdanken. Ich bin mir sicher, dass die Eröffnung des PVZ nur ein weiteres Kapitel ist, dem noch viele weitere folgen werden", hält Landtagspräsident Karl Wilfing anlässlich der Eröffnung fest.
„Das Interesse an Primärversorgungseinheiten ist groß. Es ist ein besonders zukunftsfähiges Modell. Die Zusammenarbeit ist ein wichtiger Faktor. Zwei weitere Standorte – St. Pölten-Nord und Mauer/Amstetten – befinden sich bereits schon in der Gründungsphase und wollen kommendes Jahr starten“, sagt Landesrat NÖGUS-Vorsitzender Mag. Dr. Christoph Luisser. „Vor allem mit ihren langen Öffnungszeiten leisten Primärversorgungseinheiten einen Beitrag zur Entlastung der Ambulanzen. Darüber hinaus sind in Niederöst erreich einige PVE-Standorte so ausgestattet, dass sie von der Rettung angefahren und in die Akutversorgung eingebunden werden können.
Neue Wege in der Kassenarztversorgung, Ergänzung zum etablierten System
„Diese Primärversorgungseinheit ist ein Paradebeispiel für medizinische Versorgung in einer Region. Jede PVE steht für Teamwork und geballtes Gesundheits-Know-how unter einem Dach. Hier im Zentrum des Tullnerfeldes ist direkt an einem Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs ein außergewöhnliches Versorgungsangebot entstanden“, sagt der Vorsitzende des Landesstellenausschusses der Österreichischen Gesundheitskasse in Niederösterreich, Robert Leitner. „Die ÖGK sucht bei der Kassenarztversorgung neue Wege, die Ärzteschaft wie Patientinnen und Patienten Vorteile bieten. Die mittlerweile 44 österreichischen PVE gliedern sich hervorragend in das Netz der niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte ein.“
Auf die Frage, welche Rolle PVE in der niedergelassenen medizinischen Versorgung spielen, meint Dr. Dagmar Fedra-Machacek, Kurienobmann-Stv. der Ärztekammer für Niederösterreich: „Primärversorgung bedeutet vorrangig eine niederschwellige, zeit - und wohnortnahe Versorgung, bei der auch eine Kontinuität in der Versorgung gewährleistet sein muss. Zu dem bereits etablierten System von Hausärztinnen und Hausärzten in Einzel- und Gruppenpraxen sind nun die sogenannten Primärversorgungseinheiten dazugekommen. Ich sehe die Rolle der PVE als gute Ergänzung zum etablierten System. Dem immer größer werdenden Wunsch der vor allem jungen Kolleginnen und Kollegen nach Arbeiten in einem Team kann so nachgekommen werden, wobei hier sicher die Innovation im Bereich der multidisziplinären Zusammenarbeit liegt. Die dadurch entstehenden Möglichkeiten, ein erweitertes Angebot anbieten zu können, z. B. mit erweiterten Öffnungszeiten, bringen sicher auch Vorteile für die Patientinnen und Patienten.“ Zu den ersten Evaluierungen berichtet Dr. Fedra-Machacek weiter: „Diese zeigen uns, dass es ein gutes Miteinander zwischen den neuen Primär versorgungseinheiten und dem etablierten System der Einzel- und Gruppenpraxen geben kann. In Niederösterreich mit seinen ländlichen Regionen werden wir immer auf ein Zusammenspiel von Einzel- und Gruppenpraxen mit den Primärversorgungseinheiten setzen müssen, um die Versorgung der gesamten Bevölkerung aufrecht erhalten zu können. Eine insgesamt gut ausgebaute und starke Primärversorgung muss im Sinne aller das Ziel sein. Ich sehe uns, also die Systempartner ÖGK, Land und Ärztekammer, hier in Niederösterreich auf einem guten gemeinsamen Weg.“
Interkommunale Zusammenarbeit, mehr als der klassische Hausarzt
„Zwar liegt das PVZ Tullnerfeld geografisch in der Marktgemeinde Michelhausen, durch unsere interkommunale Zusammenarbeit sehen wir uns aber alle drei als Standort -Gemeinden. Noch dazu, wo die Ärztin und die Ärzte unserer drei Gemeinden hier gemeindeübergr eifend eine absolute Top-Gesundheitseinrichtung geschaffen haben, die für unsere Bürgerinnen und Bürger doppelten Mehrwert bringt, nämlich mehrere Gesundheitsleistungen unter einem Dach sowie erweiterte Öffnungszeiten. Für unsere Gemeinden und die Region ist das ein medizinischerQualitätssprung und eine echte Aufwertung“, so Bernhard Heinl, Bürgermeister der Marktgemeinde Michelhausen, gemeinsam mit Bürgermeister Georg Hagl (Judenau- Baumgarten) und Bürgermeister Leopold Figl (Langenrohr).
Im Tullnerfeld haben sich die Ärztin und die Ärzte der Gemeinden Michelhausen, Judenau- Baumgarten und Langenrohr – Dr. Georg Dorninger, Dr. Michael Kaiblinger und Dr. Christa Magerl – zusammengeschlossen. Gemeinsam mit der Allgemeinmedizinerin Dr. Corinna Wandl und den Allgemeinmedizinern Dr. Erol Erdik und Dr. Leonhard Oberhofer starteten sie am 3. Juli den Betrieb ihres neuen Primärversorgungszentrums (PVZ).
„Ein Primärversorgungszentrum eröffnet viele neue Möglichkeiten über die klassische hausärztliche Tätigkeit hinaus“, erläutert das Ärzte-Team des neuen PVZ Tullnerfeld. Unter anderem gibt es deutlich erweiterte Öffnungszeiten: Montag bis Freitag sind die Türen von 7:00 bis 19:00 Uhr offen. Für die Patientinnen und Patienten steht darüber hinaus ein buntes Team an verschiedenen Gesundheitsberufen aus den Bereichen Medizin, diplomierte Pflege, Ordinationsassistenz, Sozialarbeit, Physio-, Ergo- und Psychotherapie, Logopädie, Diätologie sowie eine Hebamme zur Verfügung.
Ab Oktober 2023 wird das Team komplettiert. Mit dem Start des kinderärztlichen Angebots mit drei Kinderärztinnen und -ärzten wird ein wichtiger Schritt für die Stärkung der kassenmedizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen gesetzt. Das Gebäude, das vom Architekturbüro DI Wolfgang Wildauer geplant wurde, ist ein innovativer Holzbau und umfasst nicht nur das Primärversorgungszentrum im Erdgeschoß, sondern auch einen Kassenzahnarzt sowie weitere Ärztinnen und Ärzte und Angehörige von Gesundheitsberufen im Obergeschoß.